Montag, 15. September 2014

4. Tag: Wie Du siehst, siehst Du nix...

Sonntag...
Ein Blick nach draußen verheißt morgens nichts Gutes: dichte Wolken, Nebel, Nieselregen, echtes Schmuddelwetter.
Aber heute möchte ich mich endlich mal bewegen, zumindest ein wenig mehr als in den vergangenen Tagen: rauf auf den Berg.
Die Wirtsleute des Statzerhauses auf dem Hundstein (2017m) feiern heute ihr 40-jähriges "Dienstjubiläum" mit einem Gottesdienst und Musik. Das hört sich ja schon einmal nach einem lohnenden Ziel an. So ganz so fit bin ich nach meinem Dienstunfall sowieso noch nicht, da kommt mir der versprochene "Taxiservice" ganz gerufen.
Mit dem Auto geht es erstmal nach Hintermoos und von dort mit der Schwarzeckbahn in die Höhe, schon ein paar Höhenmeter gespart, dank Hochkönigcard für mich kostenlos.
Oben wartet kein Taxi, es ist nichts angeschrieben, keiner weiß etwas. Es ist neblig und kalt, die Aussicht ist eher mittelmäßig.


Wenn die Wolken nicht wären, würde man auf das Steinerne Meer blicken...

Weil es langsam kühl wird, bleibe ich nicht stehen und warte auf das Taxi, von dem niemand weiß, ob und wann es kommt, sondern gehe zu Fuß in Richtung Hundstein und schaue mal, wie weit ich komme. Der Weg ist bequem, ein Güterweg. Wenn die Aussicht schön wäre, könnte ich die Berge ringsum sehen.

So allerdings beschränkt sich meine "Aussicht" auf die Hinterteile der vor mir laufenden Wanderkameradinnen, ich habe sie mal Uschi und Hannelore getauft. Sie gehen eine ganze Weile voraus, ohne allerdings den Weg zu markieren, wofür ich ihnen sehr dankbar bin ;-)

Nach einer Weile kommt mir ein Taxi entgegen. Weil mir ein wenig schwindelig ist und ich das Gefühl habe, den Hundstein heute und bei diesem Wetter nicht zu erreichen, stoppe ich den Fahrer kurzerhand. Er verspricht mir, auf dem Rückweg anzuhalten und mich mitzunehmen, sollte in seinem Taxi dann noch ein Plätzchen frei sein.



 Ich gehe und gehe...



Kurz vor der Lohningalm höre ich dann das Taxi hinter mir. Es ist aber auch das Einzige, was ich hier oben im Nebel höre.
Schwer zu sagen, wie weit es noch weg ist. 





 Schnell noch ein "Nebelbeweisfoto" geschossen: Wie man sieht, sieht man (ringsherum) nix.


 Hinter einer Kurve sehe ich plötzlich neben dem Weg leicht bergauf ein Murmeltier auf Augenhöhe. Da ich eine grellgrüne Jacke trage, gerade mit der Kekstüte raschele und den Fotoapparat starte, muss es mich bemerkt haben. Was mich zu der Frage führt: Sehen Murmeltiere gut oder verlassen sie sich auf ihr Gehör?
Schnell mal bei wikipedia nachgeschlagen: Murmeltiere haben ein sehr gutes Sehvermögen und durch seitliche Anordnung der Augen ein weites Sehfeld.
Wieder etwas gelernt...
Dann haben wir uns tatsächlich einige Minuten lang angesehen. Was das Murmeltier wohl gedacht hat? Warum es wohl nicht gepfiffen hat? Wahrscheinlich hat es sich einfach gedacht: Wer Matjes isst, isst keine Murmeltiere...

Das neben mir abbremsende Taxi zerstört diesen besonderen Moment, aber ich habe es ja so gewollt... Es sitzen tatsächlich nur drei Leute in diesem Großraumtaxi. Da ist für mich auch noch ein Plätzchen frei.
Bei der Lohningalm muss kurzerhand noch eine Kuh von der Straße geschoben werden, stur wie ein Esel.




Das Statzerhaus ist heute nicht von der "Gott sei Dank Kurve" aus zu sehen, sondern erst, als wir wirklich davor anhalten. Was für eine Nebelsuppe...
 Gut, dass drinnen ordentlich eingeheizt ist und ich mich zwischen den anderen Besuchern auf einen Stuhl quetschen muss. Da wird´s gleich wieder warm. Den Namen "Schutzhütte" hat das Haus heute wirklich verdient.
Während es draußen auch noch anfängt zu regnen, wird drinnen ein wenig improvisiert und die Messe in einem Gastraum, nicht in meinem, abgehalten. Nicht nur, dass der Pfarrer sehr leise spricht, auch einige Leute, die sich während des Gottesdienstes mit Messwein (äh Schnaps) zuprosten und unterhalten, machen es nahezu unmöglich, dem Gottesdienst zu folgen. Naja, die Musik war sehr schön.


Gegen 14 Uhr stelle ich fest, dass es draußen nur noch leicht nieselt und entschließe mich, wieder bergab zu gehen. Wer weiß, was noch kommt...
Die Aussicht ist weiterhin nicht vorhanden. Es ist schrecklich kalt, windig und nass. Ohne Handschuhe und Mütze wäre ich verloren. Zum ersten Mal gehe ich an dieser Holzbank vorbei, ohne eine kurze Rast einzulegen.

Zunächst folge ich dem Güterweg, da kann ich mich nicht verlaufen. Nebelschwaden und Wolken ziehen über den Weg, da würde mich ja niemand finden, wenn mir abseits des Weges etwas passiert.

Am Rucksack baumelt mein kleines Eimerchen zum Beerensammeln. Das Eimerchen ist übrigens eine Garantie dafür, von jedem, dem man beim Wandern begegnet, angesprochen zu werden, einen netten Spruch oder Witz zu hören. Da laufen die anderen Wanderer zur Höchstform auf, einfach mal ausprobieren...

Die Preiselbeeren brauchen auf dieser Höhe noch ein wenig, aber die besten Ecken zum Sammeln habe ich mir schonmal ausgeguckt.

Angelockt von den Blaubeeren und den Preiselbeeren, die in kleinerer Höhe wachsen und dort schon reif sind, entschließe ich mich, den Güterweg zu verlassen und steige auf das Langeck. Ich sehe nichts, aber kenne den Weg: immer am Zaun entlang.

Bergab in Richtung Thoraualm geht es über Weideflächen, die so nass sind, dass ich bei jedem Schritt tief versinke. Wer putzt nachher meine Schuhe???

Aber der Weg hat sich gelohnt: ein halbes Eimerchen Heidel- und Preiselbeeren pflücke ich quasi im Vorbeigehen. Also: Bis mir die Finger fast abfrieren...

Zufrieden gehts den Rest des Weges wieder über den Güterweg zur Bergstation der Schwarzeckbahn, die ich gegen 16:15 Uhr erreiche.

Einen "lichten Moment" gibt es noch, bevor ich gen Tal "segele". Den musste ich natürlich fotografisch festhalten.

 Zu Hause flugs unter die Dusche und in trockene Sachen gesprungen und ab zum Moserwirt: Stella und Alan sind heute angekommen und versorgen mich mit englischen Mitbringseln: English Breakfast Tea, Mustard, Ginger jam, Tikka Masala,... was man halt so braucht.

Abends koche ich noch eine Portion Zwetschkenmarmelade, soooooo lecker!

Ich habe definitiv zu wenig kleine Gläser zum Einkochen von Marmelade mitgebracht. Vielleicht sollte ich hier in Maria Alm einen Aufruf starten: Gläser gesucht!

3,5 Stunden war ich heute zumindest zu Fuß unterwegs und das ziemlich zackig, schonmal ein Anfang. Ich muss mir hier echt noch jemanden suchen, der die ein oder andere Bergtour mitgeht, wenn das Wetter besser wird. Und das soll es.

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